Hörtherapie
Verstehen findet nicht im Ohr statt, sondern zwischen den Ohren
Hörtherapie ist ein ergänzendes Behandlungs- und Trainingsprogramm, das Menschen mit Hörverlust oder Hörproblemen dabei unterstützt, das Hören und Verstehen aktiv zu verbessern. Sie geht über das bloße Tragen eines Hörgeräts hinaus und konzentriert sich auf die Wahrnehmung, Verarbeitung und Anpassung an neue Hörsituationen.
Ziele der Hörtherapie
Verbesserung der Sprachwahrnehmung: Training, um Sprache besser von Hintergrundgeräuschen zu unterscheiden.
Gewöhnung an Hörsysteme: Unterstützung bei der Anpassung an die Verstärkung durch Hörgeräte oder Cochlea-Implantate.
Förderung des Hörverstehens: Schärfen des Gehörs für Alltagsgeräusche und Sprache.
Umgang mit Hörstress: Strategien zur Entspannung und Stressbewältigung bei Höranstrengung.
Begleitung bei Tinnitus: Techniken zur Linderung und Gewöhnung an Ohrgeräusche.
Inhalte einer Hörtherapie
* Hörtraining: Übungen zur Verbesserung der akustischen Wahrnehmung, wie das Erkennen von Tönen, Wörtern und Satzstrukturen.
* Konzentrationstraining: Stärkung der Aufmerksamkeit auf akustische Reize in schwierigen Hörumgebungen.
* Kommunikationsstrategien: Tipps für den Umgang mit Hörverlust, z. B.
* Tinnitus-Management: Methoden wie Entspannungstechniken oder akustische Stimulation zur Reduzierung der Belastung.
* Psychologische Unterstützung: Umgang mit emotionalen Herausforderungen durch Hörverlust, wie Isolation oder Frustration.
Für wen ist Hörtherapie geeignet?
* Menschen mit Hörverlust, die Unterstützung bei der Eingewöhnung an Hörgeräte benötigen.
* Personen mit Tinnitus, die ihre Lebensqualität verbessern möchten.
* Menschen mit einer Auditorischen Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS).
* Hörgeräteträger, die Schwierigkeiten haben, Sprache in lauter Umgebung zu verstehen.
* Ältere Menschen, die ihre Hörwahrnehmung aktiv trainieren möchten.
Dauer und Ablauf
* Die Hörtherapie wird meist in mehreren Sitzungen angeboten, die über Wochen oder Monate verteilt sind.
* Sie kann im Hörakustik-Fachgeschäft oder online durchgeführt werden.
* Übungen sind individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt und können zu Hause ergänzt werden.
Vorteile
* Verbesserung der Lebensqualität durch besseres Hören und Verstehen.
* Förderung der sozialen Interaktion und Reduktion von Isolation.
* Unterstützung bei der optimalen Nutzung von Hörhilfen.
Hörentwöhnung bezeichnet den Prozess, bei dem Menschen mit unbehandeltem Hörverlust allmählich die Fähigkeit verlieren, bestimmte Klänge, Töne oder Sprache richtig wahrzunehmen oder zu verarbeiten. Sie tritt häufig schleichend auf, wenn das Gehör über längere Zeit nicht ausreichend stimuliert wird - entweder aufgrund eines unbehandelten Hörverlusts oder durch das Nichttragen von Hörhilfen.
Ursachen der Hörentwöhnung
* Unbehandelter Hörverlust: Ohne Unterstützung durch Hörgeräte wird das Gehirn weniger mit akustischen Reizen versorgt, was zu einem „Verlernen" des Hörens führen kann.
* Nichttragen von Hörgeräten: Auch wenn Hörgeräte verschrieben wurden, führt ihr Nichtgebrauch zu einer Unterforderung des Hörzentrums im Gehirn.
* Alterungsprozess: Mit zunehmendem Alter kann eine Kombination aus körperlichen und neurologischen Veränderungen die Hörverarbeitung erschweren.
* Mangelnde akustische Stimulation: Menschen, die sich oft in stillen Umgebungen aufhalten, erleben schneller eine Degeneration des Hörvermögens.
Folgen der Hörentwöhnung
* Reduzierte Sprachverständlichkeit: Selbst nach dem Tragen von Hörhilfen kann das Gehirn Schwierigkeiten haben, Sprache klar zu verarbeiten.
* Eingeschränkte soziale Interaktion: Betroffene ziehen sich häufig zurück, weil sie Gespräche nicht mehr verstehen können.
* Kognitive Belastung: Das Gehirn muss mehr Energie aufwenden, um Geräusche zu verstehen, was zu schnellerer Ermüdung führen kann.
* Demenzrisiko: Studien zeigen, dass unbehandelter Hörverlust mit einem erhöhten Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und Demenz verbunden ist.
Prävention und Behandlung der Hörentwöhnung
* Frühe Diagnose: Regelmäßige Hörtests sind wichtig, um einen Hörverlust frühzeitig zu erkennen.
* Konsequentes Tragen von Hörgeräten: Auch bei leichter Schwerhörigkeit sollten Hörhilfen regelmäßig genutzt werden, um das Hörzentrum aktiv zu halten.
* Hörtherapie: Ein gezieltes Hörtraining kann das Gehirn dabei unterstützen, Klänge und Sprache wieder besser zu verarbeiten.
* Akustische Stimulation: Sich bewusst mit verschiedenen Geräuschen (z. B.
Musik, Naturklänge) auseinanderzusetzen, hält das Hörzentrum aktiv.